Nach den verschiedenen Hallen- und Frühjahrsschwingeten gilt es ab dem kommenden Sonntag wieder ernst. Die Schwinger müssen Farbe bekennen und zeigen, dass sie in den vergangenen Wintermonaten ihre Hausaufgaben seriös erledigt haben. Ohne ein zielgerichtetes Training sind heute auch im Sägemehl keine Lorbeeren mehr zu holen. Noch wirkt der Geist des sportlich grandios verlaufenen Eidgenössischen Schwingfests vom letzten Jahr nach. In der Innerschweiz ist die Euphorie nach wie vor sehr gross. Das Jahr nach Pratteln Im Jahr eins nach diesem Grossanlass mit dem neuen Schwingerkönig Joel Wicki lebt diese Saison nicht nur, aber oft von den Duellen, die dieser zu bestehen hat. Der Ehrgeiz seiner Rivalen ist angestachelt. Sie wollen Revanche nehmen oder gegen den König mindestens einen Gestellten herausholen. Der neue Herrscher aber sollte sich bewähren, den Titel bestätigen und sich des Amtes würdig erweisen. Viele trauen dies Joel Wicki absolut zu. Der grosse Höhepunkt des Jahres 2023 ist der nur alle sechs Jahre ausgetragene Unspunnen-Schwinget. 120 der besten Sägemehlathleten aus fünf Teilverbänden duellieren sich um die begehrte Siegestrophäe. Nicht mehr am Start sein wird Christian Stucki, der Sieger vor sechs Jahren. Beim Seeländischen Schwingfest vom 11. Juni beendet der grosse Sympathieträger an seinem Wohnort Lyss seine grandiose Karriere. Als Einziger neben Jörg Abderhalden triumphierte der Publikumsliebling am Kilchberger-Schwinget, am Unspunnen-Schwinget und gewann dazu den Königstitel in Zug. An den bisher ausgetragenen Regionalfesten hinterliessen der Berner Fabian Staudenmann und der Zuger Pirmin Reichmuth mit je vier Siegen einen bestechenden Eindruck. Sind das die neuen Leader ihrer Teilverbände? Der letztjährige Seriensieger Samuel Giger zog sich beim Berchtold-Schwinget in Zürich Anfang Jahr eine Nackenverletzung zu und trat bisher noch nicht in Aktion.
Joel Wicki als Dreh- und Angelpunkt
Das Schwyzer Kantonalschwingfest findet in der 100-jährigen Verbandsgeschichte bereits zum zwölften Mal in Küssnacht statt. Mit der Präsenz von neun Eidgenossen im 248 Namen umfassenden Teilnehmerfeld dürfte es in den sechs Sägemehlringen von Beginn weg zu hart umkämpften Duellen um die begehrten Kränze und den noch begehrteren Tagessieg kommen. Man kann sich also einmal mehr auf einen spannenden und offenen Wettbewerb auf einem hoffentlich sportlich hohen Niveau einstellen. Als Topfavorit in der noch jungen Saison startet Joel Wicki. Nach 2018 und 2022 nimmt der Schwingerkönig einen weiteren Anlauf, sich am Schwyzer schultern zu lassen. Es ist dies für ihn der einzige noch fehlende Kantonalfestsieg in der Innerschweiz. Der Entlebucher präsentierte sich vor einer Woche beim BadSchwinget in Wolhusen mit sechs Siegen bereits wieder körperlich und mental in einer glänzenden Verfassung. «Der Fahrplan stimmt. Ich konnte den Trainingsplan optimal und verletzungsfrei durchziehen», freut sich Wicki. Er darf auch auf die Unterstützung der beiden Siegschwinger Sven Schurtenberger und Erich Fankhauser sowie auf weitere starke Athleten zählen. Mit je vier Teilnehmern sind die beiden Gastklubs Zürich Oberland und Fricktal vertreten. Darunter figurieren mit dem Eidgenossen Fabian Kindlimann ein schwer bezwingbarer, unbequemer Gegner.
Schwyzer Eidgenossen-Trio im Fokus
Bei den gastgebenden Schwyzern sind der Titelverteidiger Mike Müllestein, der zweifache Saisonsieger Michael Gwerder und der fünfache Eidgenosse Christian Schuler dem engsten Favoritenkreis zuzurechnen. Dieses Trio nimmt die Saison gut vorbereitet in Angriff. Wie in den letzten Jahren hat Mike Müllestein den Fokus wieder auf das Schwingen gelegt. «Dabei verfeinerte und änderte ich meine Angriffsschwünge leicht. Die Vorbereitungsphase ging ohne Verletzung über die Bühne», erklärt der Zügelfachmann. Vor acht Jahren feierte Müllestein am Schwyzer in Küssnacht den ersten Kranzfestsieg in seiner Karriere und doppelte letztes Jahr in Muotathal nach. Er fühle sich gut und sei für die erfolgreiche Titelverteidigung gut gerüstet. «Aber im starken Teilnehmerfeld hängt auch viel von der Gegnerzuteilung und von der Tagesform ab», hält der dreifache Familienvater fest. Nach den vier überzeugenden Auftritten in dieser Saison ist Michael Gwerder ein ernsthafter Kandidat auf den ersten Kranzfestsieg in seiner noch jungen Karriere. Der Rückkehrer aus einer dreijährigen Verletzungspause hat seine Qualitäten mit den gestellten Duellen gegen die drei Berner Fabian Staudenmann, Adrian Walther und Matthias Aeschbacher in dieser Saison bereits bewiesen. Der vierfache Schwyzer Kantonalfestsieger Christian Schuler gehört mit 35 Jahren zu den routiniertesten Akteuren. «Ich setzte im Winter auf ein ausgewogenes und polysportives Training mit dem Fokus auf das Schwingen. Bisher ist alles optimal aufgegangen, und ich blieb auch ohne Blessuren», sagt der 108-fache Kranzgewinner aus Rothenthurm. Er habe immer noch den Anspruch und den Ehrgeiz, mit den Besten mitzuhalten. Hinter diesem bewährten und starken Trio liebäugeln am eigenen Verbandsfest Namen wie der Eidgenosse Alex Schuler, Stefan Kennel, Franz-Toni Kenel, Marco Ulrich, Stefan Heinzer, Pirmin Suter, Adrian Steinauer und Joel Kessler mit einer guten Klassierung. Beim Nachwuchs steht das Trio Lukas Bürgler, Silvan Appert und Lukas Heinzer im Rampenlicht.
Der Beitrag ist am 28. April 2023 erschienen im Bote der Urschweiz